Leider ist Inline-Speedskating noch keine Sport-Disziplin bei Olympischen Spielen. Dennoch sind auch Inline-Speedskater bei den olympischen Winterspielen in Peking prominent und erfolgreich vertreten.
Gleich am ersten Wettkampftag in Peking gewann die Italienerin Francesca Lollobrigida auf der 3000 Meter Distanz olympisches Silber. Francesca wurde 2019 in Barcelona im Inline-Marathon der Frauen Weltmeisterin. Das Ziel erreichte sie nach 42,2 km mit 2,66 Sekunden Vorsprung vor dem Ehrenmitglied des SSC Köln, Claudia Maria Henneken (Weltmeisterin in der AK Ü30).
Bei der Eröffnungsfeier in Peking führte Claudia Pechstein als Fahnenträgerin die deutsche Mannschaft ins Stadion. Es sind Claudias achte Olympische Winterspiele, an denen sie erstmals 1992 in Albertville teilnahm.Als Eisschnellläuferin gewann Claudia fünf Gold- und je zwei Silber- sowie Bronzemedaillen.
Zudem wurde die Berlinerin noch sechsmal Welt- und dreimal Europameisterin.
Die Eiskönigin mag es aber auch heiß. 2016 bei den Weltmeisterschaften der Inline-Speedskater im chinesischen Nanjing raste Claudia bei subtropischen Temperaturen mit durchschnittlich 32,6 km/h dem 42 km entfernten Ziel entgegen und gewann den WM-Titel in ihrer Altersklasse Ü40 vor Karina Weindorf aus Groß-Gerau und unserem SSC-Köln-Mitglied Silke Röhr auf Platz vier. Auch 2019 im Londoner Olympiapark machten mehr als 30 Grad im Schatten (den es nicht gab) Claudia beim Gewinn des EM-Titels in der Damen-AK Ü40 im Inline-Marathon nichts aus. „Die Teilnahme an hochkarätigen Straßenrennen der Inline-Speedskater ist für mich gleichermaßen Spaß am Wettbewerbssport wie Vorbereitung auf meine Kernsportart Eis-Speedskating“, sagte Claudia. „Da hole ich mir die Ausdauerhärte. Außerdem finde ich Inline-Skatingrennen spannend. Und ich fühle mich unter den Inline-Skatern sehr wohl“.
Bei Olympia in Peking belegte Claudia Pechstein in ihrem ersten Wettkampf über 3000 Meter zwar den letzten Platz. Aber dennoch war sie glücklich. Denn bereits die Zulassung zu diesem Rennen war für sie ein Riesenerfolg. Schließlich wird Claudia Pechstein am 22. Februar 50 Jahre alt. Ihr wahrscheinlich allerletzer Olympiastart im Massenstartrennen am Ende der Spiele steht noch aus. Noch einmal trifft sie dann auf Konkurrentinnen, die noch nicht einmal halb so alt sind wie sie. Dennoch hat die von ihren Inline-Skating-Straßenrennen her Massenstart erfahrene Claudia den Traum von einer Medaille beim Massenstartrennen der Eisschnellläuferinnen am 19.Februar noch nicht aufgegeben.
So gesehen hat Felix Rijhnen noch eine lange Karriere vor sich. Als Inline-Speedskater hat der erst 31jährige Darmstädter zwar schon alles gewonnen, was man gewinnen muss, um zu den Weltbesten zu gehören: zwei Goldmedaillen bei den Weltmeisterschaften 2017 in Nanjing über 10000 Meter und 2018 in Arnheim im Marathon, zwei Europameistertitel im Marathon 2014 in Geisingen und 2019 in Pamplona. Und bei den Männern gelang ihm 2019 als bislang einzigem Deutschen ein Triumph beim weltweit größten Inline-Marathon in Berlin. Schließlich nutzte er die Einsamkeit der Corona-Isolation, als er auf der Bahn in Geisingen im Alleingang mit 39,932 km einen Stunden-Weltrekord aufstellte.
In diesem Winter setzt der Inline-Skater Felix nach siebenjähriger Unterbrechung auf Eis fort, was er nach vielversprechenden Anfangsversuchen bald wieder aufgab, den Eisschnelllauf. Mit
seiner beim Inline-Speedskaten erworbenen phänomenalen Physis konnte er seine technischen Defizite im Eisschnelllauf kompensieren. Für Felix ist Bart Swings nicht nur Freund, sondern auch ein nahezu perfektes Vorbild. Denn der Belgier ist als einer der weltbesten Inline-Skater inzwischen auch im Eisschnelllauf in der Weltspitze angekommen und zählt auf langen Distanzen zu olympischen Goldmedaillen-Kandidaten.
So weit ist Felix noch nicht. Aber sein taktisch hervorragend vorbereiteter dritter Platz beim World-Cup-Meeting der Eisschnellläufer in Calgary verhalf ihm zum Start in Peking. Und der Rennverlauf bei seiner Olympiapremiere über 3000 Meter war für Felix mehr als nur ein Warming-up in einer architektonisch sensationellen Eishalle, die aber Corona bedingt ohne Publikum eisiger nicht hätte sein können. Doch für den Inline-Speed-Skater auf Kufen war die Eiszeit eine heiße Angelegenheit. Mit dem 13. Platz unter 20 Eisschnelllauf-Spezialisten konnte Felix hoch zufrieden sein.
Vielleicht schlägt für den Langstrecken-Spezialisten Felix aber am 19. Februar noch eine besondere olympische Stunde. Dann fällt die Entscheidung im Massenstartrennen, bei dem herkömmliche Eisschnellläufer mit der Konkurrentenfülle am Start und im Rennverlauf immer noch Probleme haben. Und wenn man dann als Inline-Speedskater auch noch taktische Manöver wie auf einer Inline-Skatingbahn bei Punkterennen beherrscht – dann kann es auch auf Eis noch einmal heiß hergehen – Glückauf Felix!